Der Grad der Behinderung

Funktionale Gesundheit
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) führte den Begriff funktionale Gesundheit im Rahmen der ICF (ICF = international classification of functioning, disability and health) ein.
Ein Mensch ist funktional gesund:
- wenn seine körperliche Beschaffenheit (Strukturen) und seine körperlichen und psychischen Fähigkeiten (Funktionen) allgemein unbeeinträchtigt sind.
- wenn er all das tun kann (Aktivitäten), was ein Mensch ohne Gesundheitsprobleme normalerweise tun kann.
- wenn er sich in allen Lebensbereichen (Teilhabe) frei entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigungen erwartet wird.
Jede Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit wird „Behinderung“ genannt.
Was bedeutet die funktionale Gesundheit für Menschen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildungen?
WWendet man diese Richtschnur auf Menschen mit Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildungen (LGKN-Fehlbildungen) an, muss alles getan werden, um einen Zustand zu schaffen, der es dem Kind so früh wie möglich erlaubt, in vollem Umfang am Leben teilzunehmen.
Es ist schwer einzusehen, dass weit über das Kleinkindalter hinaus Restspalten, Restlöcher oder unter der Schleimhaut verborgene Kiefer- und Gaumenfehlbildungen übersehen, gebilligt oder verharmlost werden. Die Beeinträchtigungen behindern die uneingeschränkte Teilhabe, wie es die ICF formuliert und wie es unsere Sozialgesetzgebung vorsieht.
Das „bio-psychosoziale Modell“
Hier werden Krankheit und Behinderung nicht mehr als etwas beschrieben, was ein Mensch hat, sondern auf einer biologischen, psychologischen und sozialen Grundlage als das Ergebnis einer Wechselwirkung verstanden, die zwischen den Menschen, seinen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und seiner gesamten Lebenssituation stattfindet.
Unter Lebenssituation versteht man Angaben zur Person wie Alter, Geschlecht, Bildung, Motivation usw., wie auch Angaben zum Umfeld wie Wohnsituation, finanzielle Situation, Bedingungen des Gesundheitssystems und anders mehr.
Diese Aspekte der Lebenssituation können Barrieren darstellen oder Fördercharakter haben. Das bio-psychosoziale Modell zielt darauf hin, die Probleme besser zu verstehen, Barrieren abzubauen und Fördermaßnahmen zu ergreifen.
Grad der Behinderung - GdB
LKGN-Fehlbildungen und ihre Folgen sind so gravierend, dass der Gesetzgeber sie anerkennt.
Er billigt den Betroffenen einen Grad der Behinderung zu, der in Abhängigkeit einer erfolgreichen Behandlung wieder reduziert wird.
Bei Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildungen sowie bei kompletten Gaumen- und Segelfehlbildungen sieht das Schwerbehindertengesetz außerdem einen Nachteilsausgleich „H“ (gleichbedeutend mit Hilflosigkeit) vor. In ihm werden Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme (gestörte Atmung, Gefahr des Verschluckens), beim Reinigen der Mundhöhle und des Nasen-Rachenraumes, beim Spracherwerb sowie bei der Überwachung beim Spielen gesondert berücksichtigt.
Lippenspalte | GdB 30-50 |
Lippen-Kieferspalte | GdB 60-70 |
Lippen-Kiefer-Gaumen-Segelspalte | GdB 100 plus „H“ |
Gaumen- und Segelspalte | GdB 100 plus „H“ |
Betroffene bzw. die gesetzlichen Vertreter können beim zuständigen Versorgungsamt einen Antrag auf die Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) stellen. Je nach Grad der Behinderung bedeutet dies einen Steuerfreibetrag.
Pflegegrad
Aus gleichen Gründen können Eltern für ihr Kind einen Pflegegrad beantragen.
Terminvereinbarung
Termine für das LKGN-Kompetenzzentrum werden nur noch direkt über die Klinik vergeben.