Was ist betroffen?

 

 

Die fehlerhaften Verwachsungszonen bei beidseitiger Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildung (LAHSHAL)

Das Zusammenwachsen des linken und des rechten Oberkieferfortsatzes mit dem Vomer (knöcherner Anteil der Nasenscheidewand) wird gehemmt. Es bauen sich Barrieren auf. Die für die Entwicklung notwendigen Verwachsungszonen wandeln sich in Begrenzungen um. Die Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildung entsteht.

 

 

Es bilden sich keine regulierenden Ventilmechanismen zwischen den nicht getrennten Mund-, Nasen- und Rachenhöhlen aus. Die Unterdruckbildung ist nicht möglich. Die Zunge verbleibt im Nasen- und Rachenraum.

Ernährung

Unterdruck in der Mundhöhle ist Grundvoraussetzung für das Stillen – ohne Unterdruck ist die Platzierung der Brustwarze im Mund und die Entleerung der Brust nicht oder nur unzureichend möglich.

Fehlender Unterdruck in der Mundhöhle, die Fehlfunktion der Muskulatur im weichen Gaumen und die offene Verbindung zwischen Mund und Nase stören das Saugen, Kauen und Schlucken. Folge der offenen Verbindung zwischen Mund und Nase ist auch das Eindringen des Speichels sowie des Speisebreies in die Nase.

Das Baby hat sofort nach der Geburt eine veränderte Atmen- und Schluckmechanik. 

Atmung

Bei Vorliegen einer LKGN-Fehlbildung kann der Luftstrom nicht entsprechend den Erfordernissen in die Nasengänge geleitet werden. Durch die offene Verbindung von Mundhöhle und Nasenhöhlen ist nur eine Mundatmung möglich. Dadurch ist die Klimatisierung und Kontrolle der eingeatmeten Luft beschränkt. Die Folgen sind ein Anschwellen und Austrocknen der Nasenschleimhäute, eine Störung der Sekretzusammensetzung und die Änderung der Bakterienflora. Dadurch kann es nicht nur zu Reiz- und Entzündungserscheinungen der oberen, sondern auch der tieferen Atemwege und der Mittelohren kommen. Die offene Verbindung zwischen Nase und Mund hebt den physiologischen Unterdruck in der Mundhöhle auf. Fehlender Unterdruck in der Mundhöhle und die Mundatmung führen zu einer gestörten Atem- und Schlucktechnik.

Ästhetik

Wir alle neigen zu der Annahme, dass Schönheit von innen heraus kommt, und im besten Fall ist das auch so. 

In der Realität entscheidet jedoch die Gesellschaft und stigmatisiert jene, die anders aussehen.

Die plastisch-ästhetische Behandlung orientiert sich an den Idealen unserer Gesellschaft. Sie stößt jedoch an die Grenzen der menschlichen Anatomie und an die Grenzen der Möglichkeiten der plastischen Chirurgie.

Mimik

Das Gesicht spielt als Ausdrucksorgan für Empfindungen und Gefühle eine wichtige Rolle. Eine Gesichtsfehlbildung verändert in vielfältiger Weise die Gesichtsstrukturen und führt zu einer Störung der Mimik. Angst, Freude, Zuneigung, Enttäuschung und viele andere Stimmungen sind in ihrer mimischen Darstellungsform verändert. 

Hören

Bedingt durch die Fehlbildung des weichen Gaumens kann eine Störung der Belüftung des Mittelohres mit nachfolgender Flüssigkeitsansammlung entstehen, die zu einer Hörstörung führt. 

Die fehlende Vereinigung von Segel-, Rachen- und Zungenringmuskulatur hat auch Auswirkungen auf die Verbindung des Nasenrachenraumes zum Mittelohr (Eustachische Röhre). Fehlender Druckausgleich im Mittelohr aufgrund unzureichender Funktion des weichen Gaumens sowie der Rachenseitenwände führt zu Druckveränderungen im Mittelohr mit sich daran anschließender Flüssigkeitsbildung im Mittelohr. Die Gehörknöchelchen können sich nicht mehr frei bewegen. Der Höreindruck wird nicht mehr frei weitergeleitet. Diese Schallleitungsstörung wird zur Schallleitungsschwerhörigkeit. Die daraus resultierenden Hörverluste führen zu einer Hörbahn-Reifungsstörung. Diese beeinträchtigt die Sprech- und Sprachentwicklung des Kindes. 

Sprache

Eine Störung des Hörvermögens im Säuglings- und Kleinkindalter führt zu einer gestörten Sprachentwicklung. Die Fehlbildung selbst kann zu einer übermäßigen Nasalität des Sprechklanges und zusätzlich zu einer fehlerhaften Lautbildung führen. 

Zusammengenommen kann die Fehlbildung zu einer Hör-, Sprach- und Kommunikationsstörung führen.

Die normale Entwicklung - Luftdruck - Unterdruck

 

 

 

 

Interpleuraler Donders´scher Raum (rosa)

 

In der Schwangerschaft erhält das Ungeborene den notwendigen Sauerstoff über die Nabelschnur. Das ändert sich abrupt mit der Durchtrennung der Nabelschnur nach Geburt.

 

Der uns  umgebende atmosphärische Druck (normaler Luftdruck) bewirkt, dass die Luft durch Mund, Nase, Rachen, Kehlkopf und Bronchien in die Lunge des Neugeborenen gelangt. Die Lunge entfaltet sich. Mit ihr dehnt sich das elastische Lungengewebe. Zwerch-, Lungen- und Brustfell entfalten sich. Dadurch entsteht Spannung in der Lunge und im Raum zwischen Lungenaußen- und Lungeninnenwand (Interpleuraler Donders´scher Raum) wird gleichzeitig Unterdruck aufgebaut, bis beide zusammen den äußeren Luftdruck überwiegen. 

     

 

 

 

 

Der Unterdruck im Pleuraspalt (der Raum zwischen Lunge und Brustkorb = Donders´scher Raum) ermöglicht die Lungenatmung. Bricht der Unterdruck zusammen (z.B. durch Verletzung des Brustkorbes) kollabiert die Lunge. Die Atmung funktioniert nicht mehr. Der gleiche Unterdruck herrscht in der  Mundhöhle, sobald der Mund geschlossen ist. Ein muskuläres Gleichgewicht zwischen Gesichtsmuskulatur und Schluckmuskulatur stellt sich ein. Die Unterbrechung des intraoralen Unterdrucks führt zur Aufhebung des Kräftegleichgewichtes. 

Der Oberkiefer 

 

Der Oberkiefer bildet als tragendes Gerüst des Mittelgesichts mit seinen bedeckenden und ausfüllenden Weichteilen die Mund-, Nasen- und Rachenhöhlen. Die Weichteile verknüpfen die einzelnen Organe (Atmungsorgan, Riechorgan, Hörorgan, Kauorgan, Sprechorgan und Sprachorgan)  netzwerkartig miteinander, so dass jede Störung eines Teiles eine Beeinträchtigung der Funktionen der anderen bewirken kann. 

 

Wo die Stimme moduliert wird – das Ansatzrohr

 

Beim Ausströmen der Atemluft entsteht im Kehlkopf durch Vibrieren der Stimmlippen ein Ton. Mit dem ersten Schrei beginnt das Leben des Menschen in der Welt. Der ständige Druckausgleich bedarf kompetenter Ventilmechanismen zwischen den Mund-, Nasen- und Rachenräumen. 

 

Stimmbänder, Mund- und Nasenhöhlen sowie der Rachenraum, das Gesicht und seine angrenzenden Weichteile bringen den Ton zum Klingen. Dies wird als „Ansatzrohr“ bezeichnet. Durch Volumenveränderungen im Ansatzrohr verändert sich die Resonanz (Klang). Die menschliche Stimme ist das vielfältigste Instrument, das die  Natur hervorgebracht hat. 

 

Der Mund

 

Der Mund ist das „sozialste“ unserer Organe: Wir küssen, lachen, beißen und schreien!

 

Zwischen den Weichteilen der Lippen, der Zunge, des Gaumens und des Rachens wirken Ventilmechanismen, die den Druck des Luftstroms regulieren. Darüber hinaus bewirkt die Zunge durch Dehnung und Zusammenziehen die Entstehung von Unterdruck in der Mundhöhle, im Gaumengewölbe und im Rachen (Zungen-Saug-Pressdruck). 

     

 

 

 

 

Bei jedem Schlucken presst die Zunge mit einer Kraft von ca. 500 Gramm in das Gaumengewölbe, ca. 2000 mal pro Tag. Somit wirkt pro Tag eine Kraft von ca. 1 Tonne auf das Gaumengewölbe.

 

Der Unterdruck wird mit geringstem Energieaufwand erzeugt und aufrechterhalten. Er ist unter anderem Voraussetzung für normales Wachstum und Funktionieren von Schlucken, Atmen, Hören, Sprechen, Stimmklang, Sprache, Mimik, Ästhetik und Zungenlage. 

 

Um dieses feine Zusammenspiel zu ermöglichen, müssen Mund-, Nasen- und Rachenräume anatomisch richtig strukturiert sein. 

 

Die Nase

 

Etwa 12000 Liter Luft werden je Tag durch die Nase gesaugt, hierbei wird diese gereinigt, angewärmt und angefeuchtet – eine perfekte Klimakammer.

Abgesehen davon riechen und „schmecken“ wir mit der Nase.

 

Die Entstehung der Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildung

 

Die normale Kopf-, Gesichts- und Halsentwicklung kann bis zur zwölften Schwangerschaftswoche jederzeit durch äußere oder innere Ursachen gestört werden. 

 

 

Dann findet die Verschmelzung der gesichtsbildenden Anteile zur äußeren und inneren Nase mit Rachen sowie der Oberlippe und des Oberkiefers mit zahntragendem Fortsatz und Wange nur fehlerhaft statt. 

     

Terminvereinbarung

Termine für das LKGN-Kompetenzzentrum werden nur noch direkt über die Klinik vergeben.

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