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Dr. Koch zurück in Siegen

Ab dem 1. August 2024 gehört der Facharzt für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie wieder zum festen Team.

Ein Jahr lang war er an der Berliner Charité tätig, um sein Wissen in jüngere Hände zu legen. Jetzt ist Dr. Hubertus Koch zurück an der DRK-Kinderklinik in Siegen. Ab dem 1. August  2024 gehört der Facharzt für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie wieder zum festen heimischen Team auf dem Wellersberg.

Koch leitet seit fast nunmehr 25 Jahren das Kompetenzzentrum für Lippen-, Kiefer-, Gaumen- sowie Nasenfehlbildungen (LKGN) an der DRK-Kinderklinik Siegen. An seiner Seite: Ein interdisziplinäres Team verschiedener Berufsgruppen. Dazu gehören beispielsweise Logopäden, Psychotherapeuten sowie Fachärzte der unterschiedlichen Fachrichtungen. „Ziel für mich war und ist die Transformierung von Anatomie, Form und Funktion des fehlgebildeten Gesichts. Das Ergebnis soll dabei der Normalität so nah wie möglich kommen“, meint er. Hubertus Kochs Spezialgebiet sind Fehlbildungen. Die häufigsten davon betreffen Oberlippe, Oberkiefer, Hart- und Segelgaumen, äußere und innere Nase sowie den Rachen – die so genannte Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Über 200 Operationen in zwölf Monaten

Pro Jahr werden auf dem Wellersberg über 100 neue Patienten mit dieser angeborenen Fehlbildung vorstellig. Sie kommen aus ganz Deutschland aber auch darüber hinaus. Das bedeutet über 200 Operationen in zwölf Monaten. „Neben der Charité Berlin gehören wir zu den bedeutendsten Zentren deutschlandweit“, ist sich Hubertus Koch sicher. „Das ist mit Sicherheit auch auf unsere fast 25-jährige Erfahrung auf diesem Gebiet zurückzuführen. Deutschlandweit haben wir die niedrigste Misserfolgsquote.“

Das Gesicht mit Augen, Mund und Nase verbindet den Menschen mehr mit seiner Umwelt als jeder andere Teil des Körpers. Man erlebt sein Umfeld nicht nur, indem man atmet, trinkt, isst, hört, riecht und sieht. Die Menschen können sich durch Mimik und Sprache auch mitteilen. Diese Funktionen sind an eine normale vorgeburtliche Entwicklung geknüpft. Eine Störung in diesem Bereich kann zu Fehlbildungen des Gesichtes führen. Im Kompetenzzentrum für Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildungen (LKGN) an der DRK-Kinderklinik Siegen arbeiten Experten verschiedener Berufsfachgruppen Hand in Hand, um die dadurch entstandenen Funktionsstörungen – das Atmen durch die Nase, die Ernährung, das Hören und das Sprechen sind beeinträchtigt – zu verbessern.

Moderne Pränatal-Medizin macht es heutzutage möglich, bereits bei Ungeborenen im Mutterleib die LKG-Spalte zu erkennen. Das ist für die Eltern zwar häufig ein Schock und trübt die Freude auf den neuen Erdenbürger. Doch bereits hier setzt die Unterstützung der DRK-Kinderklinik an. Alles beginnt mit einem Beratungsgespräch. Besprochen werden die Ursachen, die Auswirkungen sowie der Umfang der Fehlbildung. Ebenso der Ablauf der Behandlung, begonnen mit der gegebenenfalls notwendigen Mund-Nasen-Trennplatte über die chirurgischen Schritte im ersten Lebensjahr und die eventuell notwendigen Eingriffe in den folgenden Jahren.

 

Ablauf der Operationen

Die erste Operation erfolgt nach dem sechsten Lebensmonat. Die Therapie folgt dem Grundsatz der Korrektur von innen nach außen. Das heißt: Zunächst werden die Nasenhaupthöhlen und die Mundhöhle gebildet, indem die trennenden Schichten – das Gaumengewölbe, der Kieferkamm und der Nasenboden – nachgeformt werden. Nasenatmung, Saugen, normales Schlucken und ein besseres Hören werden möglich. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes beträgt etwa sieben bis acht Tage. In einer zweiten Operation, die circa acht bis zehn Wochen später ansteht, erfolgt die Ausformung der Lippe, der Nase und des Mundvorhofes. „Letzterer ist bedeutend für die Beweglichkeit der Oberlippe und lässt sich gut ausformen, wenn – wie in der ersten Operation geschehen – der Kieferfortsatz vom Nasenboden bis zum Zahnfleisch vollständig nachgebildet ist“, geht Hubertus Koch ins Detail. Auch dieser Krankenhausaufenthalt dauert etwa sieben Tage. Das Vorgehen in zwei Schritten und das Operieren von innen nach außen unter vollständiger Nachbildung des bedeckenden Weichgewebes führt in mehr als 50 Prozent der Fälle zu einer ausreichenden knöchernen Ausheilung von Kiefer und Gaumen. So sind oftmals keine weiteren Knochen-Transplantationen zu einem späteren Zeitpunkt notwendig.

Nach den zwei Operationen, die sich über mehrere Stunden hinweg ziehen, sind die entscheidenden chirurgischen Eingriffe abgeschlossen. Das heißt aber nicht, dass das Kind keiner weiteren Behandlung bedarf. Da Kinder, in der Regel noch Säuglinge, am Anfang ihrer Entwicklung behandelt werden, muss nach den Operationen ein jahrelanges Nachsorgeprogramm starten, um die Förderung der Kinder so gut wie möglich und auch über die räumlichen Distanzen hinaus zu steuern. Somit ist die Behandlung eines Kindes mit einer Fehlbildung ein langer Weg, den die Eltern, das Kind und das Behandlungsteam gemeinsam gehen, gehen müssen.