LKGN Kompetenzzentrum Siegen
Gut aufgehoben bei erfahrenen Fachleuten.
Die Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildung ist Folge einer Fehlentwicklung zu Beginn der Schwangerschaft. Die Konturen des Gesichtes sind verändert, es entsteht eine offene Verbindung von der Nase in den Mund. Bei beidseitigen Fehlbildungen betreffend den Nasenboden und den harten Gaumen ist die Nasenscheidewand weder mit der linken noch mit der rechten Nasenbodenseite verbunden. Es findet also auch keine Trennung des linken vom rechten Nasengang statt.
Früh müssen Eltern erkennen, dass es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gibt. Eltern hoffen auf eine gründliche Information und Aufklärung, um den therapeutischen Weg mitbestimmen zu können. Dazu gehört auch das Verstehen der vielen medizinischen Begriffe. Vor allem aber geht es darum, den Eltern darzustellen, welche vielfältigen Bereiche des Körpers betroffen sind und in die Behandlung einbezogen werden müssen.
Der größte Wunsch aller betroffenen Eltern: Gesunde und glückliche Kinder.
Alle Eltern möchten, dass ihr Kind – wie jedes andere Kind auch – gesund und mit Lebensfreude aufwachsen und an allen Aktivitäten teilnehmen kann.Im Kompetenzzentrum für Lippen-, Kiefer-, Gaumen- und Nasenfehlbildungen (LKGN) an der DRK-Kinderklinik Siegen arbeiten Experten verschiedener Berufsfachgruppen zusammen, die über weitreichende spezielle Erfahrungen bezüglich dieser Fehlbildungen verfügen. Unser Team verwirklicht in seiner täglichen Arbeit die Ziele des morphophysiologischen Behandlungskonzeptes.
Anhaltspunkte für Eltern
Grundsätzlich müssen Mund-, Nasen- und Rachenräume hergestellt, das heißt operativ voneinander getrennt werden, um die Funktionen und Druckregulationen zu normalisieren, die für Atmen, Schlucken, Sprechen und Sprache notwendig sind.
Dies ist sofort – wenn auch zeitlich begrenzt – durch die Anpassung einer Mund-Nasen-Trennplatte (Gaumenplatte) möglich. In vielen Behandlungszentren gehört die Mund-Nasen-Trennplatte vom ersten Tag an zum Behandlungskonzept.
Für eine Mund-Nasen-Trennplatte spricht die Tatsache, dass eine frühe Trennung der Mund- von den Nasenhöhlen bewirkt wird und sich die Zunge nicht mehr in die Nasenfehlbildung einlagern kann. Die damit erreichten verbesserten Bewegungskräfte der Zunge fördern Wachstum und Entwicklung der Oberkiefersegmente.
In allen Regionen müssen die betroffenen Gewebestrukturen – Schleimhaut, Muskulatur, Knorpel- bzw. Knochenhaut sowie die äußere Haut – einzeln verschlossen werden.
- Im Bereich Gaumen und innere Nase sollte zunächst der Nasenboden mit Anschluss an die Nasenscheidewand als obere Schicht zur Nase hin gebildet werden. Anschließend erfolgt die Nachbildung des Gaumengewölbes durch Verbindung der Gaumenschleimhaut der beiden betroffenen Seiten. Die Gewebepräparation erfolgt immer mukoperiostal.
- Im Bereich des zahntragenden Fortsatzes am Oberkiefer wird in gleicher Weise verfahren. Die knochenbildende Schleimhaut (Mukoperiost) wird abgehoben und strukturgerecht (nach nasal, palatinal und vestibulär) mit der Gegenseite vereinigt werden. Nicht immer, aber in vielen Fällen, kann dadurch eine spätere Knochentransplantation vermieden werden.
- Die äußere Nase, Oberlippe und der Mundvorhof werden so gebildet, dass die Lippen- und Wangenringmuskulatur in ihrer dynamischen Bewegung nicht behindert werden.
- Die richtige Funktion bei der Segel- und Rachenfehlbildung ist nur durch dreischichtigen Verschluss mit Muskelverlagerung möglich.
Ab Geburt sollten die Kinder phoniatrisch, pädaudiologisch und/oder hals-, nasen- und ohrenärztlich untersucht und begleitet werden, da in ca. 95 % der Ohren im Alter von sechs Lebensmonaten ein Paukenerguss vorliegt. Dann muss ein kleiner Schnitt im Trommelfell erfolgen, das Sekret abgesaugt und ein Paukenröhrchen zur Belüftung des Mittelohres eingesetzt werden.
Logopädische Beratung und Betreuung sollte schon vor der ersten Operation erfolgen. Die Förderung der Mundmotorik, die bislang nie normal sein konnte, steht hierbei im Vordergrund (spez. Therapiekonzepte z.B. nach Castillo-Morales kommen zur Anwendung).
Das Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) der DRK-Kinderklinik Siegen begleitet Kinder mit Entwicklungsstörungen und von solchen Störungen bedrohte Kinder. Dabei liegt der Schwerpunkt im Bereich der Früherkennung, Frühberatung und Frühbehandlung.
Kinder mit Gesichtsfehlbildungen sind häufiger von Störungen in folgenden Bereichen betroffen:
- Entwicklung des Kauens und Schluckens,
- Entwicklung des Sprechens und der Sprache,
- Entwicklung der fein- und grobmotorischen Koordination,
- Entwicklung der Emotionen und des Verhaltens,
- Entwicklung der Wahrnehmungsverarbeitung,
- Entwicklung schulischer und Teilleistungsfertigkeiten.
Im SPZ erfolgt die Begleitung der Kinder und ihrer Eltern, insbesondere auch unter Berücksichtigung der häuslichen und schulischen sowie der psychischen und emotionalen Situation. Spezialisierte Kinderärzte und Therapeuten verschiedener Fachbereiche wie Physiotherapie, Motopädie, Logopädie, Heilpädagogik und Psychologie betreuen die Kinder je nach Bedarf.
Die Kinderärzte des SPZ erheben während der ärztlichen Untersuchung einen vollständigen körperlich-neurologischen Befund und beurteilen den Entwicklungsstand des Kindes. Bei Entwicklungs- oder anderen Auffälligkeiten wird ein individueller Therapieplan erstellt und mit der Familie erörtert. Dieser umfasst je nach Bedarf die motorische Förderung, orofaziale Stimulation, Sprech- und Sprachtherapie, heilpädagogische und/oder psychologische sowie ggf. sozialrechtliche Beratung.
Unser Ziel ist es, die Lebensqualität der betroffenen Kinder zu erhalten bzw. zu verbessern, ihre Persönlichkeit zu stärken, ihre Selbständigkeit zu fördern und sie möglichst frühzeitig und weitgehend in ihr normales Umfeld zu integrieren.
Definition
Unter dem Begriff „Restloch“ (im englischen auch „fistula“ bezeichnet, daher auch mitunter der Begriff „Fistel“ im Zusammenhang mit einer LKGN-Fehlbildung) wird eine Wiedereröffnung eines operierten Fehlbildungsabschnittes oder von Teilen davon bezeichnet. Es liegt also wieder eine Öffnung zwischen Nase und Mund vor. Die Größe variiert zwischen sehr groß, also frei durchschaubar oder sehr klein, der Defekt ist nur sondierbar.
- Das „Restloch“ muss von der „Restspalte“ unterschieden werden, da „Restspalte“ einen bislang nicht operierten Fehlbildungsabschnitt bezeichnet.
- Funktionell unterscheiden sich beide nicht: Die Trennung zwischen Nase und Mund ist aufgehoben.
- Das „Restloch“ ist ein chirurgischer Mißerfolg, eine ernst zu nehmende Komplikation. Die Auftretenshäufigkeit variiert je nach Untersuchung und Klinik zwischen 0 und 78%.
Um das Ziel zu erreichen, dass die anatomischen Räume – Nasenhaupthöhlen und Mundhöhle – vollständig von einander getrennt sind, muss also eine erneute Operation erfolgen. Das Risiko eines erneuten Auftretens eines „Restlochs“ infolge des Korrektureingriffes, wird in der Literatur als noch größer angegeben, als bei der primären korrigierenden Chirurgie.
Folgen
- Der normalerweise in der Mundhöhle vorhandene Unterdruck kann sich nicht aufbauen, die Zunge kann sich nicht normal in das Gaumengewölbe pressen, der normale physikalische Mundschluß gelingt nicht.
- Nasensekret kann in die Mundhöhle, Flüssigkeiten und Speisen können in die Nasenhaupthöhlen gelangen. Es kann sich eine Störung der Essmotorik einstellen.
- Die Lautbildung und der Sprachklang können beeinträchtigt sein. Es besteht ein höheres Risiko einer Hör- und Sprachstörung.
- Das Risiko der Wachstumsstörung im Mittelgesicht ist größer, da keine normale Ausformung von Mund und Nase erfolgen kann aufgrund nicht günstiger Zungen- und Mundmotorik.
- Zusätzliche Operationen mit höheren chirurgischen Risiken und zusätzlichen Narkoserisiken.
- Bei Fortbestehen des „Restlochs“ ist eine später ggfls. notwendige prothetische Versorgung des Gebisses aufwendiger, da der Sogeffekt der Prothese am Gaumen nicht vorhanden ist.
Das Ausmaß der Beeinträchtigung ist abhängig von der Größe des „Restloches“ und der individuellen Kompensation (Kompensation ist eine nicht normale Ersatzreaktion des Körpers, Beispiel: Beinlängenunterschied führt zu Beckenschiefstand führt zu Wirbelsäulenverkrümmung führt zu Kopfschiefhaltung führt zu Kaustörung, da die Zähne nicht mehr exakt aufeinander passen, am Ende stören Schmerzen der Kaumuskulatur und die Frage ist, wo setzt die Therapie nun an?).
Ursachen
- Mangelnde Erfahrung: Die chirurgische Therapie der LKGN-Fehlbildung ist sehr schwierig, anspruchsvoll und bedarf eines großen Zeitaufwands. Bei ca. 1200 bis 1300 betroffenen Kindern pro Jahr und bei einer Zahl von ca. 50 bis 60 möglichen Behandlungsorten in Deutschland, in denen nicht gleich viele Kinder operiert werden, liegt es auf der Hand, dass nicht alle Chirurgen die gleiche Expertise haben.
- Unzureichende Technik: Im allgemeinen Sprachgebrauch „Lippen- und Gaumenspalte“ oder „Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte“ existiert der gesamte Fehlbildungsabschnitt „Nase“ nicht. Was aber nicht bezeichnet wird, wird vielfach auch nicht operiert (sämtliche einschichtige OP-Techniken).
Ziel in der chirurgischen Therapie ist aber die drei-schichtige Nachbildung:
- Nasenboden – Knochen – Munddach für alle knöchern basierten Bereiche der Fehlbildung und
- Nasenboden – Muskulatur/Bindegewebe – Mundschleimhaut für alle nicht knöchern basierten Bereiche wie Gaumensegel und Lippe.
Um dieses zu erreichen, ist es notwendig über die gesamte Länge der Fehlbildung den falschen Gewebeübergang aus der Nase in den Mund aufzulösen. Erst danach kann es gelingen, die zur Nase gehörenden Gewebe auch in die Nase zu verlagern und dort mit dem korrespondierenden Gewebe der anderen Nasenseite zu vernähen, wie auch die zur Mundhöhle gehörenden Gewebe in die Mundhöhle zu verlagern und mit dem korrespondierenden Mundgewebe der anderen Seite zu vernähen.
Alle Schnittführungen, die diese Notwendigkeit nicht berücksichtigen, enden im Ergebnis nicht bei einer dreischichtigen Struktur sondern bleiben einschichtig-narbig, da Knochen, Muskel, Bindegewebe nur zwischen Gewebeschichten erhalten bleiben oder entstehen können.
Ob dies mit einer einzelnen oder mit auf einander aufbauenden Operationen erfolgt ist konzeptabhängig. Tatsache ist, dass bei mehrschrittigen Verfahren immer wieder schon verheiltes Gewebe eröffnet/ erneut präpariert werden muss, was schwieriger ist und zu mehr Narbengewebe führt, so dass der restlochfreie, ausreichend verknöcherte Ziel-Befund mit zunehmender Zahl der Operationen schwieriger zu erreichen ist. Ein einschrittiges Vorgehen unterliegt dem Problem, das in Übergangszonen der Fehlbildungsabschnitte ein Gewebemangel vorliegen kann und in der Folge, Gewebeschichten nicht ausreichend mobilisiert werden können. Dies wiederum erhöht das Wundheilungsrisiko und kann somit ebenfalls zu gravierenden ästhetischen und funktionellen Beeinträchtigungen führen.
Das bedeutet wiederum, sicher restlochfrei zu operieren bedarf einer OP-Technik, die das überhaupt ermöglicht und Erfahrung macht es dem Chirurgen leichter.
- Wenig Erfahrung (Berufsanfänger) + gute Technik = gutes Ergebnis
- Viel Erfahrung + unzureichende Technik = unzureichendes Ergebnis
Zusammenfassung
Warum ist Restlochfreiheit denn wichtig?
Man kann doch trotzdem Hören, Riechen, Essen, Sprechen, auch wachsen die Kiefer, mitunter sogar erstaunlich regelkonform.
Also warum?
Der Mensch ist in der Tat in der Lage, über verschiedene Kompensationsmechanismen Defizite auszugleichen.
- Ein zu großer Nasenrachenraum oder zu große Nasenhaupthöhlen werden durch hypertrophe Rachenmandeln und Nasenmuscheln eingeengt.
- Zu große Rachenmandeln beeinträchtigen jedoch die Belüftung der Mittelohren, weswegen diese bei Kindern ohne Gaumenfehlbildung im Zusammenhang mit einer Paukenröhrcheneinlage fast grundsätzlich entfernt werden. Dieselbe Massnahme wird jedoch dem Kind mit Gaumenfehlbildung fast grundsätzlich vorenthalten.
- Störungen beim Sprechen, Essen und Atmen werden durch eine veränderte Mundmotorik ausgeglichen (oft zu erkennen an Mitbewegungen der mimischen Muskulatur des Gesichtes).
- Fehlender Unterdruck in der geschlossenen Mundhöhle führt zu erschwertem Mundschluss. Die Zunge senkt sich kompensatorisch in den Mundboden. Die Kraft der Zunge fehlt nun im Gaumengewölbe und wird auf den Unterkiefer übertragen. Die gemeinsame Wachstumsentwicklung von Unterkiefer und Oberkiefer wird zusätzlich beeinträchtigt (die Zunge bringt täglich eine Kraft von ca. 1-2 Tonnen in der Addition der Schluckvorgänge auf).
Das Ziel der Behandlung sollte also, solange es machbar und möglich ist, eine weitestgehend normale Entwicklung mit anatomisch-funktionell korrekten Strukturen sein. Dies entspricht auch den Vorgaben und Forderungen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) der WHO und des SGB IX (9. Buch der Sozialgesetzgebung):
- Ein Mensch ist funktional gesund, wenn seine körperliche Beschaffenheit (Strukturen) und seine körperliche und psychische Fähigkeiten (Funktionen) allgemein anerkannten Normen entsprechen.
- Er all das tun kann (Aktivitäten), was ein Mensch ohne Gesundheitsprobleme normalerweise tun kann.
- Er sich in allen Lebensbereichen (Teilhabe) frei entfalten kann, wie es von einem Menschen ohne Beeinträchtigung erwartet wird.
- Jede Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit wird „Behinderung“ genannt.
Dies bedeutet, das chirurgisch Mögliche herbeizuführen und eine anatomisch-funktionalle Basis aufzubauen, die so stabil und tragfähig wie möglich ist, damit alle weiteren Disziplinen wie Logopädie, Kieferorthopädie, HNO-Heilkunde usw. sinnvoll und kompensationsfrei darauf aufbauen können.
Entscheidungshilfen für Eltern:
- Die Restlochhäufigkeit sollte unter 1% liegen!
- Das Behandlungskonzept sollte:
– kein planmäßiges Verbleiben von „Restspalten“ zwischen Nase und Mund vorsehen, bei einer insgesamt geringen Anzahl an geplanten operativen Schritten je Kind.– Eine dreischichtige Nachbildung aller Fehlbildungsabschnitte vorsehen.
– regelmäßig ein gutes bis sehr gutes funktionelles und ästhetisches Ergebnis erreichen. - Ganzheitliche Beratung und Betreuung der Familien
- Hohe OP-Frequenz des Operateurs
- Vorsicht ist bei irrational hoher OP-Frequenz geboten, eine sorgfältig durchgeführte Operation braucht Zeit, mitunter viel Zeit.
Entscheidungshilfen
Warum sollten sich Eltern für eine Behandlung in Siegen entscheiden?
- Wir haben eine sehr geringe Komplikationsrate bei den Operationen: Das Risiko von Restlöchern, die aufgrund von Wundheilungsstörungen auftreten, liegt unter 1%.
- Das Behandlungskonzept sieht kein Verbleiben von planmäßigen Restöffnungen zwischen Mund und Nase vor bei einer insgesamt geringen Zahl an notwendigen Operationen je betroffenem Kind.
- Bildung von weitestgehend normalen anatomischen Formen auch in der Nase sowie im Nasenrachenraum
- Regelmäßiges Erreichen von einer guten bis sehr guten funktionellen Ästhetik
- Ganzheitliche Betreuung und Beratung des Kindes sowie der Eltern
- Hohe OP-Frequenz des Operateurs (3-5 Operationen pro Woche)
- Sehr gute post-operative Nachsorge auf einer der Kinderstationen und bei Notwendigkeit auch auf der Kinderintensivstation
- Auf die Belange dieser Patientengruppe spezialisierte Kindernarkoseärzte.
- Kindgerechte Schmerztherapie
- Unterbringung in Elternteil-Kind-Zimmern – für gewöhnlich allein. Oftmals ist auch die Unterbringung des zweiten Elternteiles möglich.
- Bei Bedarf erfolgt eine sozial-medizinische Beratung.
- Bei Bedarf erfolgt eine psychologische Unterstützung.
- Ein bewährtes Kompetenzzentrum, das seit nahezu 20 Jahren an der Kinderklinik etabliert ist.
Rundum-Versorgung in Siegen
Wir alle neigen zu der Annahme, dass Schönheit von innen heraus kommt, und im besten Fall ist das auch so. In der Realität entscheidet jedoch die Gesellschaft und stigmatisiert jene, die anders aussehen.
Die plastisch-ästhetische Behandlung orientiert sich an den Idealen unserer Gesellschaft. Sie stößt jedoch an die Grenzen der menschlichen Anatomie und an die Grenzen der Möglichkeiten der plastischen Chirurgie.
Die operativen Eingriffe zur Korrektur der Fehlbildung der Kinder erfordern eine Narkose. Unsere speziellen Kinderanästhesisten leiten die Allgemeinanästhesie entweder über eine Maske mit einem Narkosegas oder mit einem über die Vene zu verabreichenden Schlafmittel ein. Das Kind schläft tief und fest und wird keinerlei körperlichem und seelischem Stress ausgesetzt. Zur Sicherung der Atemwege erfolgt eine so genannte Intubation. Hiervon wird das Kind nichts mitbekommen. Häufig wird eine Vollnarkose mit einem örtlichen Betäubungsverfahren durch den Operateur kombiniert.
Was geschieht vor Narkosebeginn?
Aus Sicherheitsgründen muss vor Narkosebeginn eine Nüchternzeit eingehalten werden, damit es bei Einleitung der Narkose nicht zum Erbrechen kommt. Um ihnen die Angst zu nehmen, erhalten die Kinder in der Regel ca. 30 Minuten vor Narkosebeginn im Beisein der Eltern einen Beruhigungssaft. Bis zum Wirkungseintritt verbleiben die Kinder bei Ihren Eltern. Anschließend werden sie von einer Kinderkrankenschwester oder einem Kinderkrankenpfleger in den Operationsbereich begleitet. Das Beisein der Eltern ist hier aus organisatorischen Gründen nicht möglich.
Wie werden die Kinder während der Narkose überwacht?
Während das Kind schläft, wird es ununterbrochen durch speziell in der Kinderanästhesie ausgebildetes ärztliches und pflegerisches Personal überwacht. Sollten Veränderungen des kindlichen Kreislaufs oder der Lungenfunktion auftreten, kann jederzeit und ohne Verzögerung entsprechend gehandelt werden.
Wie lange hält die Narkose an?
Die Narkose wird solange aufrechterhalten, wie es für den operativen Eingriff oder die Untersuchung notwendig ist.
Wie erfolgt die Betreuung und Überwachung nach der Operation?
Nach Beendigung des Eingriffs wird das Kind in noch schlafendem Zustand in den Aufwachraum gebracht und dort betreut, bis es aus der Narkose erwacht ist. Sofern es keine Schmerzen verspürt und gut atmet, holt das Kinderkrankenpflegepersonal Kind und Eltern im Aufwachraum ab und bringt sie in die entsprechende Station.
Wie erfolgt die Schmerztherapie?
Bereits während der Operation werden über die Vene starke Schmerzmittel verabreicht. Diese sind über das Narkoseende hinaus wirksam. Verspürt das Kind im Anschluss an die Operation dennoch Schmerzen, können diese mittels Saft, Zäpfchen oder mit Medikamenten über den noch liegenden venösen Zugang behandelt werden.
Überwachung in der Intensivstation
Aufgrund des Umfangs des Eingriffes werden die Kinder in der ersten Nacht häufig in der Intensivstation überwacht. Auch hier haben die Eltern die Möglichkeit, jederzeit bei ihrem Kind zu sein.
Überwachung in der Intensivstation
Aufgrund des Umfangs des Eingriffes werden die Kinder in der ersten Nacht häufig in der Intensivstation überwacht. Auch hier haben die Eltern die Möglichkeit, jederzeit bei ihrem Kind zu sein.
Unsere Anästhesiesprechstunde findet täglich zwischen 13.30 Uhr und 15.30 Uhr statt. Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 02 71 / 23 45-359 (Terminvergabe Kinderchirurgie).
Störungen der Atmung
Bei Vorliegen einer LKGN-Fehlbildung kann der Luftstrom nicht entsprechend den Erfordernissen in die Nasengänge geleitet werden. Durch die offene Verbindung von Mundhöhle und Nasenhöhlen ist nur eine Mundatmung möglich. Dadurch ist die Klimatisierung und Kontrolle der eingeatmeten Luft beschränkt. Die Folgen sind ein Anschwellen und Austrocknen der Nasenschleimhäute, eine Störung der Sekretzusammensetzung und die Änderung der Bakterienflora. Dadurch kann es nicht nur zu Reiz- und Entzündungserscheinungen der oberen, sondern auch der tieferen Luftwege und der Mittelohren kommen. Aufgrund der Mundatmung entwickelt sich auch eine gestörte Atemtechnik.
Versorgung
- Möglichst bald nach der Geburt erfolgt die Eingliederung einer Kunststoffplatte zur provisorischen Trennung von Mund- und Nasenhöhlen (Mund-Nasen-Trennplatte). Auch der Erstkontakt mit einem unserer Logopäden wird in den ersten Lebenswochen aufgenommen.
- Als erster operativer Schritt erfolgt die Korrektur von Kiefer, hartem und weichem Gaumen und innerer Nase mit ca. sechs Monaten.
- Ein weiterer Schritt ist die logopädische Frühberatung und Elternanleitung bezüglich der Mundfunktionen und der Nahrungsaufnahme.
Störungen der Nahrungszufuhr
Die Fehlfunktion der Muskulatur im weichen Gaumen stört Saugen, Kauen und Schlucken. Folge der offenen Verbindung zwischen Mund und Nase ist auch das Eindringen des Speichels und des Speisebreis in die Nase.
Die fehlerhafte Kiefer- und Zahnstellung kann die Kaufunktion beeinträchtigen.
Versorgung
- Auch hierzu dient die Eingliederung der Mund-Nasen-Trennplatte möglichst bald nach der Geburt.
- Der junge Säugling wird beim Atmen und bei der Nahrungsaufnahme (Saugen, Schlucken) durch die Logopäden beobachtet. Es erfolgt eine Beratung bezüglich einer günstigen Ausgangsposition beim Füttern und geeigneter Hilfsmittel für die Nahrungsaufnahme. Auch werden motorische Übungen nach dem Castillo-Morales-Konzept für Zunge, Mund und Gesicht durchgeführt bzw. vermittelt.
- Als erster operativer Schritt folgt die Korrektur von Kiefer, hartem und weichem Gaumen und innerer Nase mit ca. sechs Monaten.
- Durch Kieferorthopäden wird die fehlerhafte Kiefer- und Zahnstellung korrigiert. Diese Therapie ist die eigentliche Geduldsprobe, da sie oft im Alter von 5-7 Jahren beginnt und mitunter erst mit 18 Jahren endet. Grundsätzlich werden zwei harmonische, regelrecht miteinander verzahnte Zahnbögen angestrebt. Hierbei ist der Unterkiefer meist unproblematisch, da er von der Fehlbildung nicht unmittelbar betroffen ist. Der Oberkiefer hingegen muss oft gedehnt und gestreckt werden, um Kieferfehlstellungen zu beseitigen. Weiterhin müssen Fehlstände wie Verdrehungen, Kippungen und Verlagerungen einzelner Zähne behandelt werden. Fehlbildungsbedingt fehlt häufig der seitliche Schneidezahn im Oberkiefer. Hier gilt es rechtzeitig zu entscheiden, ob dieses durch Lückenschluss oder durch Offenhalten der Lücke mit späterer prothetischer Versorgung behandelt werden soll.
Nachdem dies alles erreicht ist, ist eine so genannte Retentionsphase nötig, d. h. das Behandlungsergebnis wird mit verschiedenen Mitteln aufrecht erhalten, um ein Zurückgleiten der Zähne in ihre Ursprungsposition zu vermeiden.
Mimik
Das Gesicht spielt als Ausdrucksorgan für Empfindungen und Gefühle eine wichtige Rolle. Eine Gesichtsfehlbildung verändert in vielfältiger Weise die Gesichtsstrukturen und bedingt eine Störung der Mimik.
Hören
Bedingt durch die Weichgaumenfehlbildung kann eine Störung der Belüftung der Ohrtrompete mit Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr entstehen, die zu einer Höreinschränkung führt.
Sprache
Eine Störung des Hörvermögens im Kleinkindalter führt zu einer gestörten Sprache. Die Fehlbildung selbst kann zu einer übermäßigen Nasalität des Sprechens und zusätzlich zu einer fehlerhaften Lautbildung führen.
Versorgung
- Ziel der operativen Erstbehandlung und Maßstab des Erfolges ist die maximale Näherung an die normale Form, Struktur und Funktion von äußerer und innerer Nase, Lippe, Kiefer, Hart- und Weichgaumen. Bei Vorliegen einer Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr legen wir Belüftungsröhrchen in das Trommelfell ein.
- Ab dem 2. Lebensjahr zeigen unsere Logopäden den Eltern Möglichkeiten der alltagsnahen Sprachförderung. Die beginnende Hör- und Sprachentwicklung des Kindes wird sorgfältig beobachtet und unterstützend begleitet. Durch Ganzkörperbewegungen im Spiel wird das Gaumensegel aktiviert.
- Gegebenenfalls wird ab dem 3. Lebensjahr eine engmaschigere logopädische Therapie begonnen. Diese berücksichtigt die verschiedenen Wahrnehmungsbereiche, die Sprachverarbeitung und die sprachliche Ausdrucksfähigkeit (aktiver Wortschatz, Satzbau, Artikulation) des Kindes. Wesentliche Elemente sind auch die Gaumensegelaktivierung zur Normalisierung des Stimmklangs sowie differenzierte mundmotorische Übungen.
- Psycho-soziale Entwicklung
Die Geburt eines Kindes mit einer Fehlbildung und/oder weiteren Erkrankungen unterscheidet sich von der Geburt eines gesunden Kindes. Die Auswirkungen sind spürbar im Erleben durch Sorgen, Ängste, Unsicherheiten in der Familie. Die Eltern können von Gedanken und Emotionen, wie Schuldgefühlen, Trauer oder Wut überwältigt werden. Auch der Geburtsvorgang selbst und die direkte Versorgung des Säuglings sind meist mit belastenden Emotionen verbunden. Sind bereits Kinder in der Familie, können die Eltern in Not geraten, jedem der Kinder gerecht werden zu wollen.
Wir sehen nicht nur die medizinisch-chirurgische Versorgung des Kindes, sondern haben auch die Auswirkungen dieser besonderen Situation für Sie als Familie im Blick. Jede Familie ist bemüht, wieder Stabilität herzustellen und jedes Familienmitglied versucht auf seine Weise etwas dafür zu tun. Wir können Sie dabei unterstützen und begleiten, mit den Belastungen, Gefühlen und Gedanken umgehen zu lernen.
Da wir wissen, dass dieses sensible Thema nicht immer offen angesprochen wird, haben Sie auch die Möglichkeit, unsere Mitarbeiterin, Frau Anke Wunderlich, die speziell dafür ausgebildet ist, direkt zu kontaktieren (Telefon: 02 71 / 23 45-348).
Die Lippen-, Kiefer-, Gaumen-, Nasenfehlbildung ist eine Fehlbildung des gesamten Gesichtes mit folgenschweren Funktionseinschränkungen für Atmung, Ernährung, Hör- und Sprachentwicklung sowie die psycho-soziale Entwicklung der Betroffenen. Nur eine Behandlung, die sich sowohl an der normalen Anatomie als auch an der neurophysiologischen Entwicklung der Kinder orientiert und in einem interdisziplinären Team für das einzelne Kind erarbeitet wird, schafft die Grundlagen für eine annähernd normale Entwicklung dieses Kindes.
Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) der DRK-Kinderklinik Siegen begleitet Kinder mit Entwicklungsstörungen und von solchen Störungen bedrohte Kinder. Dabei liegt der Schwerpunkt im Bereich der Früherkennung, Frühberatung und Frühbehandlung.
Kinder mit Gesichtsfehlbildungen sind häufiger von Störungen in folgenden Bereichen betroffen:
- Entwicklung des Kauens und Schluckens,
- Entwicklung des Sprechens und der Sprache,
- Entwicklung der fein- und grobmotorischen Koordination,
- Entwicklung der Emotionen und des Verhaltens,
- Entwicklung der Wahrnehmungsverarbeitung,
- Entwicklung schulischer und Teilleistungsfertigkeiten.
Im SPZ erfolgt die Begleitung der Kinder und ihrer Eltern, insbesondere auch unter Berücksichtigung der häuslichen und schulischen sowie der psychischen und emotionalen Situation. Spezialisierte Kinderärzte und Therapeuten verschiedener Fachbereiche wie Physiotherapie, Motopädie, Logopädie, Heilpädagogik und Psychologie betreuen die Kinder je nach Bedarf.
Die Kinderärzte des SPZ erheben während der ärztlichen Untersuchung einen vollständigen körperlich-neurologischen Befund und beurteilen den Entwicklungsstand des Kindes. Bei Entwicklungs- oder anderen Auffälligkeiten wird ein individueller Therapieplan erstellt und mit der Familie erörtert.
Dieser umfasst je nach Bedarf die motorische Förderung, orofaziale Stimulation, Sprech- und Sprachtherapie, heilpädagogische und/oder psychologische sowie ggf. sozial-rechtliche Beratung.
Unser Ziel ist es, die Lebensqualität der betroffenen Kinder zu erhalten bzw. zu verbessern, ihre Persönlichkeit zu stärken, ihre Selbstständigkeit zu fördern und sie möglichst frühzeitig und weitgehend in ihr normales Umfeld zu integrieren.
Kontakt
Kompetenzzentrum für Lippen-, Kiefer-, Gaumen-, Nasenfehlbildungen
Kontakt: Christin Otto
Telefon: 02 71 / 23 45-430
DRK-Kinderklinik Siegen
Wellersbergstraße 60
57072 Siegen
Terminanfragen bitte per E-Mail an lkgn.sekretariat@drk-kinderklinik.de
unter der Angabe von Name, Rückrufnummer und Diagnose sowie Angabe der Terminart (Neuvorstellung, Verlaufskontrolle oder Kombi-Termin).
Unsere Anästhesiesprechstunde findet täglich zwischen 13.30 Uhr und 15.30 Uhr statt.
Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 02 71 / 23 45-359 (Terminvergabe Kinderchirurgie).
Unser Team
Leiter des Kompetenzzentrums
Dr. Hubertus Koch
Facharzt für Mund-Kiefer- und Gesichtschirurgie
Fachärzte:innen
Das Team
- Dr. Hubertus Koch - Sprecher
- Christin Otto / Nadine Kühn - Koordinatorin (Termine)
- Dr. Oswin Czerwinski - Facharzt für Anästhesie
- Dr. Susanne Götz - Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Sozialpädiatrisches Zentrum der DRK-Kinderklinik
- Bernd Hammel - Logopäde
- Dr. Hubertus Koch - Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Dr. Dr. Jürgen Schlabe - Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
- Dr. Holger Petri - Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde, Neuropädiatrie, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums der DRK-Kinderklinik Siegen
- Sabrina Schaffarczyk - Examinierte Kinderkrankenschwester, Stationsleitung Station 2
- Sabine Wiedemann - Logopädin
- Anke Wunderlich - Systemische Familientherapie, Trauma-Fachberatung, Heilpädagogin, Psychologischer Dienst
- Sozialmedizinische Nachsorge (für betroffene Familien)
- Marina Maaß / Sarah Lorber - Sozialer Dienst
Unterstützt werden wir von den HNO-Belegärzten, die an unserer Klinik den entsprechenden Bereich mitversorgen:
- Dr. med. Wehab Khayat - Belegarzt
- Dr. med. Alexander Heß - Belegarzt
- Dr. med. Joachim Lueg - Belegarzt